KNELL zur Jagdverordnung
• „Schlechter Stil der Ministerin“
• Rehwild soll früher bejagt werden
• Corona-Krise führt auch bei Jagd zu Problemen
WIESBADEN – „Das ist schlechter Stil von Ministerin Priska Hinz“, kommentiert Wiebke KNELL,
jagdpolitische Sprecherin der Fraktion der Freien Demokraten im Hessischen Landtag die am
Freitagnachmittag bekanntgegebenen Änderungen der Hessischen Jagdverordnung. „Das Umweltministerium
hat nicht nur die sinnvollen Änderungen umgesetzt, die der Hessische Staatsgerichtshof nach Klage
unserer Fraktion verlangt hat, sondern auch noch darüber hinausgehend Jagdzeiten für Schalenwild
ausgedehnt. Diese wurden nicht wie die anderen Änderungen am 24. März im Plenum des Hessischen
Landtags abgestimmt, sondern zehn Tage später durch eine weitere Neuerung an einem späten
Freitagnachmittag bekanntgegeben – wohl in der Hoffnung, dass die Öffentlichkeit möglichst wenig
davon mitbekommt“, ärgert sich Knell.
Die über die Vorgaben des Staatsgerichtshofs hinausgehenden Änderungen besagen, dass Rehböcke,
Schmalrehe, Rot-, Dam-, Sika- und Muffelschmalwild statt wie bislang von Anfang Mai an bereits
vom 1. April an bejagt werden können. „Das ist auch in der Jägerschaft selbst umstritten“,
sagt Knell. „Die Landesregierung argumentiert mit dem Schutz der Wälder, dabei schafft es das
Land als größter Waldbesitzer nicht einmal auf seinen eigenen Flächen, seine Ziele zu verfolgen,
Jagderlaubnisscheine stehen vielerorts auch nicht bereit. Außerdem fehlen die rechtlichen Bedingungen
zur Jagd auf Rot-, Dam-, Sika- und Muffelwild, weil es für diese Arten noch gar keinen Abschussplan
gibt.“ Die jagdpolitische Sprecherin, die selbst Jägerin ist, weiß zudem, dass einige Jäger noch
auf die erforderliche Verlängerung ihres Jagdscheins warten. Erster Grund dafür war die Pflicht
zur Überprüfung durch den Verfassungsschutz, nun erschwert die Corona-Krise den Gang zu den Behörden.
Die Corona-Krise wird nach Ansicht Knells auch zu Absatzschwierigkeiten führen. „Wildhändler haben
teilweise erst für Juni die Abnahme von Wild zugesagt, Restaurants nehmen auch kein Wild ab, da sie
wegen Corona geschlossen sind. Das heißt, dass Fleisch für die Tonne produziert wird. Dafür ist das
qualitativ hochwertige Lebensmittel Wildbret viel zu schade. Hier ist das Land gefordert, den Jägern
jetzt günstige Preise zum Selbsterwerb zu machen, damit eines der besten hessischen Lebensmittel nicht verkommt.“
Knell macht darüber hinaus auf ein wildbiologisches Problem aufmerksam: „Schmalrehe, also im vergangenen
Jahr geborene weibliche Rehe, sollen jetzt schon bejagt werden, sind aber äußerlich erst von Ende April
an sicher von den Ricken zu unterscheiden“, erklärt die Abgeordnete. Populationsregulierung funktioniere
aber nur über das weibliche Wild. „Das Ganze ist im Prinzip blinder Aktionismus des Ministeriums“, kritisiert Knell.