Flächenstilllegung im Wald

25.03.2019

• Landesregierung im Wald auf dem Holzweg
• Stilllegung von Waldflächen ist ökonomischer und ökologischer Unsinn
• Forderung nach Pakt für den Wald und wissenschaftlicher Expertise

WIESBADEN – „Die Landesregierung befindet sich im Umgang mit dem Hessischen Staatswald
auf einem grün-ideologischen Holzweg. Die nun im Koalitionsvertrag vorgesehenen Pläne
weitere Flächen im Staatswald sich selbst zu überlassen, sind für Experten, die wir
diese Woche zu einem Fachgespräch eingeladen hatten, absolut nicht nachvollziehbar.
Als besonders kritikwürdig sehen wir dabei die Doppelmoral hinsichtlich der ökologischen
Nachteile, die eine solche Stilllegung hat. Denn die Folgen sind eine negative CO2-Bilanz
und damit eine Belastung für das Klima und außerdem eine geringere Artenvielfalt, was
von der Landesregierung beauftragte, wissenschaftliche Untersuchungen bereits mehrfach
nachgewiesen haben. Was die Beweggründe der Grünen sind weiter ideologisch einseitig an
der FSC-Zertifizierung festzuhalten, nachdem sogar Greenpeace aus FSC aufgrund der negativen
ökologischen Folgen ausgestiegen ist, ist für uns nicht im Ansatz nachvollziehbar“, erklärt
die forstpolitische Sprecherin der Freien Demokraten im Hessischen Landtag, Wiebke KNELL.

KNELL weiter: „Die verminderte Verfügbarkeit des wichtigen heimischen Rohstoffes Holz führt
außerdem zum Import von Holz aus fragwürdigen nicht nachhaltigen Quellen. Kahlschläge in
russischen Urwäldern in Sibirien sind traurige Beispiele dieser Entwicklung, die leider
von FSC geduldet werden. Der Ausstieg aus FSC durch Greenpeace zeigt, dass FSC in diesen
Fällen zum Teil des Problems geworden ist. Die derzeit aufgrund des Noteinschlags
vorherrschende Holzschwemme auf dem deutschen Markt wird nicht langfristig anhalten. Wenn
zusätzliche ertragreiche Flächen aus der Bewirtschaftung genommen werden, wird dies
mittelfristig zu einem Holztourismus führen, der nicht im Sinne einer ökologischen
Holzwirtschaft sein kann. Weite Transportwege verschlechtern die ökologische Bilanz
zusätzlich. In der derzeitigen Situation des Waldes, der unter der Borkenkäferplage und
der Trockenheit des letzten Jahres leidet, besteht ferner die Gefahr, dass nicht mehr
bewirtschafteten Standorte zu Brutstätten von Baumschädlingen werden und somit den
angrenzenden bewirtschafteten Wald zusätzlich schädigen.
Die Pläne der Landesregierung führen zu einer Schwächung des Clusters Holz und des
ländlichen Raumes, weil sie Wertschöpfung in andere Länder verlagern. Welche Bedeutung
der Forst- und Holzsektor gerade für die Wirtschaftskraft des ländlichen Raumes hat,
zeigt das Ergebnis von Branchenstudien, nach denen in der Forst- und Holzwirtschaft an
jeweils 100 Festmetern Holz, die für Industrie oder Gewerbe bereitgestellt werden, ein
Arbeitsplatz hängt. So trägt auch Hessen Forst Verantwortung für annähernd 1000 Arbeitsplätze
in der Säge- und Furnierindustrie, bei Holzwerkstoffen, der Papier- und Zellstoffindustrie,
bei Spezialspediteuren, beim Möbelbau und im Tischler- und Zimmererhandwerk.

Wir Freie Demokraten fordern ein Ende der ideologisch motivierten Politik der gefühlten
Wahrheiten. Wir wollen stattdessen gemeinsam mit den dazugehörigen Verbänden einen „Pakt
für den Wald“ erarbeiten. Der „Pakt für den Wald“ soll sowohl ökologische als auch ökonomische
und soziale Aspekte unter wissenschaftlicher Begleitung durch Fachinstitute des Forstwesens
und Einbeziehung der betroffenen Fachgruppen berücksichtigen. Das Ziel muss weiterhin ein
arten- und strukturreicher Mischwald mit hoher Biodiversität sein. Ein solcher Wald hat nach
wissenschaftlichen Erkenntnissen außerdem eine höhere CO2-Speicherkapazität.“ Hintergrund:
Die Schwarz-Grüne Koalition hat in ihrem Koalitionsvertrag vereinbart, dass 10 Prozent der
Fläche des hessischen Staatswaldes zukünftig nicht mehr bewirtschaftet werden soll. Das ist
eine zusätzliche Vorgabe von FSC, die nun erfüllt werden soll, obwohl alle wissenschaftlichen
Untersuchungen, die es zu Waldflächenstillegungen bislang gegeben hat, ergaben, dass
stillgelegte Flächen nicht nur eine negative CO2-Bilanz, sondern auch eine geringere
Artenvielfalt gegenüber nachhaltig bewirtschafteten Flächen aufweisen.